
Psychotraumatologie
Schwere Unfälle oder Erkrankungen verursachen oft auch psychische Belastungen. Das Team der Abteilung für Psychotraumatologie identifiziert solche Belastungen und Traumafolgestörungen und unterstützt durch therapeutische Maßnahmen die Verarbeitung.
Ihr Ansprechpartner

Dipl.-Psych.
Anna-H. Hildebrandt
Die fachkompetente, individuelle Begleitung kann während des gesamten stationären Behandlungsverlaufes erfolgen. Ziel ist, präventiv schwere psychische Folgestörungen zu vermeiden und langfristig den Umgang mit der Erkrankung oder bleibenden Einschränkungen sowie die spätere Reintegration in das Berufs- und Alltagsleben zu erleichtern.
Der Therapieschwerpunkt liegt in der Behandlung unfallbedingter psychischer post-traumatischer Symptome und Störungsbilder, um u.a. das permanente belastende Wiedererleben des Unfallereignisses zu unterbrechen und Selbstheilungsprozesse anzuregen. Auch Angehörige werden bei Bedarf als Mitbetroffene unterstützt und aktiv in die psychotherapeutische Arbeit eingebunden.
Das Team der Abteilung für Psychotraumatologie ist sowohl im Bereich der stationären Versorgung als auch in der Rehabilitation im Einsatz. Berufsgenossenschaftlich Versicherte können in der Psychotherapeutischen Ambulanz (weiter-) behandelt werden.
Unser Team
Betreuung von Unfallverletzten
Nach Unfällen kann es zu psychischen Beeinträchtigungen kommen, die in lang andauernden Traumafolgestörungen wie depressiven und/oder ängstlichen Reaktionen, Posttraumatischen Belastungsre-aktionen oder auch spezifischen Phobien münden können, wenn sie nicht behandelt werden.
Aufgabe der Psychotraumatologen ist es deshalb, bereits im Rahmen des stationären Aufenthaltes nach dem Unfall psychische Unfallfolgen abzuklären, eine Risikoabschätzung für die Entwicklung von Traumafolgestörungen vorzunehmen und diesen durch die Einleitung entsprechender psychotherapeutischer Maßnahmen frühzeitig entgegen zu wirken.
Hierzu gehören stützende Gespräche, in denen Ressourcen und Selbstheilungskräfte der Patienten reaktiviert werden. Ein weiterer Therapiebaustein ist die Psychoedukation, also eine ausführliche Auf-klärung der Patienten über ihre Symptomatik, deren Verlauf, Wechselwirkungen von Psyche und Körper und individuelle Möglichkeiten der mentalen Einflussnahme. Dazu kommen Maßnahmen zur Stress- und Affektregulierung und psychischen Stabilisierung. Bei einer Posttraumatischen Belastungsstörung ist eine Behandlung bzw. Anbehandlung mit traumatherapeutischen Methoden zweckmäßig. Im ukb bieten wir hierzu sogenannte kognitiv-behaviorale, hypnotherapeutisch-imaginative Methoden und EMDR-Therapie an.
Darüber hinaus unterstützen die Psychotherapeuten den Patienten gegebenenfalls beim Abbau von Ängsten im Rahmen der jeweils erforderlichen medizinischen Maßnahmen und arbeiten mit ihm an der Anpassung an bleibende körperliche Veränderungen, etwa nach einer Amputation.
Im Bedarfsfall unterstützen Psychotraumatologen die Einleitung einer ambulanten Nachsorge.
Bei längeren Heilungsverläufen und chronischen Beschwerden werden durch Psychotherapeuten im Rahmen der Heilverfahrenskontrolle die psychologischen Aspekte des Beschwerdeverlaufes genauer beleuchtet und weiterführende psychotherapeutische Behandlungsmöglichkeiten geprüft und eingeleitet.
In den interdisziplinär arbeitenden Teams des Zentrums für spezialisierte rehabilitative Medizin nehmen Psychologen und Psychologinnen einen wichtigen Platz ein:
- zur Diagnostik von psychischen (Begleit-) Störungen oder zum Auffinden von psychosozialen Belastungen, die beim Genesungsprozess eine Rolle spielen,
- zur Psychoedukation, also zur Vermittlung von Zusammenhängen zwischen körperlichen Symptomen, Wahrnehmung, Emotionen, Gedanken und Verhalten,
- zur Unterstützung bei der Verarbeitung der Krankheit/Verletzung bzw. des Unfalls,
- zur Stärkung der beim Patienten vorhandenen Ressourcen und Stärken, wie z.B. bereits erprobter Bewältigungsstrategien aus anderen Zusammenhängen,
- zur Lenkung der Wahrnehmung, in der Regel weg von einer Fokussierung auf den Schmerz hin zu angenehmen Wahrnehmungen im Außen oder auf neutrale Körperempfindungen
- zur Unterstützung beim Finden und Einhalten persönlicher Leistungsgrenzen und beim (Wieder-) Aufbau von Aktivität in Arbeit und Freizeit.
Spezifische Angebote werden für die Rehabilitationen Tinnitus-Rehabilitation sowie eMST (Multimodale Schmerztherapie) vorgehalten. In beiden Fällen steht die psychische Auseinandersetzung mit einem bleibenden chronischen Folgeschaden und die Verbesserung des Umgangs damit, um dennoch die Lebensqualität wieder steigern zu können, im Mittelpunkt der Rehabilitation. Somit ist die Psychotherapie das jeweiligen Herzstück. In der Tinnitusrehabilitation wird eine manualisierte Therapie zur Vermittlung eines spezifischen verhaltenstherapeutischen Programms zur Bewältigung des Tinnitus angewandt. In der eMST wird das Verständnis für chronische Schmerzen gefördert und Methoden aus ganz verschiedenen Therapiekontextes auf ihre individuelle Passung erprobt.
Sowohl im Zentrum für Schwerbrandverletzte als auch im Behandlungszentrum für Rückenmarkverletzte sind die Psychotherapeuten des ukb wichtiger Bestandteil des Behandlungsteams. In enger Zu-sammenarbeit mit den Ärzten, der Pflege und den anderen therapeutisch tätigen Fachgruppen begleiten sie den Patienten bei der Bewältigung der enormen Herausforderung, die schwerste Verbrennungen oder eine Querschnittlähmung mit sich bringen.
Der Patient wird dabei unterstützt:- das Unfallereignis als solches zu verarbeiten,
- einen Umgang mit den zum Teil massiven körperlichen Veränderungen, auftretenden Schmerzen und Einschränkungen körperlicher Funktionen zu finden,
- sich mit den damit verbundenen Gefühlen auseinander zu setzen,
- die Verletzungen und Einschränkungen in das Selbstbild zu integrieren und das Selbstbewusstsein zu stärken,
- achtsam und fürsorglich mit dem Körper umzugehen, um medizinischen Komplikationen vorzubeugen,
- die Anpassung an den Alltag zu vollziehen
Hierbei hat die Betreuung von Angehörigen als Mitbetroffene von Beginn an einen hohen Stellenwert.
Weitere Therapie-Angebote
Für viele Patienten und ihre Angehörigen ist eine Krebserkrankung eine große Belastung, die mit Verunsicherung und Hilflosigkeitserleben einhergeht.
Auch hier bieten die Therapeuten der Abteilung für Psychotraumatologie den Betroffenen ihre Unterstützung dabei an,- den Schock der Diagnose zu abzumildern,
- mit der Erkrankung und den damit einhergehenden körperlichen Veränderungen besser umzugehen,
- die evtl. auftretende Belastung durch Nebenwirkungen der onkologischen Behandlung zu verringern,
- Sorge und Hilflosigkeit zu vermindern,
- den Umgang mit den krankheitsbedingten Veränderungen in Alltag und Familie zu erleichtern,
- die Lebensqualität zu verbessern.
Bei der Entwicklung angemessener Bewältigungsstrategien werden die vorhandenen Ressourcen der Betroffenen genutzt und ausgebaut, außerdem Möglichkeiten zur Selbsthilfe aufgezeigt. Bei Bedarf wird eine weiterführende ambulante Unterstützung z. B. durch niedergelassene Psychoonkologen vermittelt.
Sind Patienten nach Unfällen, Überfällen oder Angriffen körperlich ausreichend stabilisiert, bietet unsere psychotraumatologische Ambulanz die Möglichkeit, an den seelischen Folgen solcher besonders belastenden Ereignisse zu arbeiten: An Zuständen von Angst, innerer Unruhe, Aufgewühltheit, Schreckhaftigkeit und Nervosität oder dem Wieder-Erleben der traumatischen Situation.
Durch die verschiedenen psychotherapeutischen Maßnahmen unterstützen wir die Patienten- bei der seelischen Stabilisierung und dem Herunterregeln von Übererregungs-Zuständen,
- beim Abbau von Ängsten,
- beim Auflösen quälenden Grübelns und eventueller Schuldgefühle,
- beim Auflösen von Alpträumen und Verbesserung der Schlafqualität,
- bei der Verarbeitung des Erlebten,
- beim erneuten Fuß-Fassen im Arbeits- und Alltagsleben.
Flyer Psychotherapeutische Ambulanz
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