(v. l.) Dr. med. Jan Perras, Leitender Arzt Intensivmedizin an der BG Unfallklinik Murnau, und Jonas Perras, Sozialpädagoge bei Condrobs e.V. und "HaLT"-Projektkoordinator.
BG Unfallklinik Murnau ist Partner im Jugendhilfeprojekt "HaLT"
Murnau, 29.07.2025 – Eine Alkoholvergiftung kann tödlich sein – und ist immer ein Notfall. Unsere medizinischen Teams geben alles, damit sich Betroffene bestmöglich erholen. Doch oft braucht es mehr als Medizin, besonders, bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Deshalb ist die BG Unfallklinik Murnau offizieller Partner des Projekts „HaLT – Hart am LimiT“, das das Zentrum für Suchtprävention „Villa Schöpflin“ 2003 ins Leben gerufen hat. Im Landkreis Garmisch-Partenkirchen wird das Projekt von Condrobs e.V. durchgeführt, einem überkonfessioneller Träger sozialer Hilfsangebote in ganz Bayern. Ziel des Projekts: Jugendlichen nach einer Alkoholvergiftung schnell und wirksam zu helfen.
Mehr als „nur“ ein Rausch Hinter einer Alkoholvergiftung steckt oft mehr als eine Fehleinschätzung dessen, was man „verträgt“. Der Konsum kann der Versuch sein, seelische Belastung oder traumatische Erlebnisse zu bewältigen. „Alkohol wird dann zur Problemlösestrategie. Viele Jugendliche, die wir betreuen, haben deutlich häufiger als andere in ihrem Alter z. B. verbale Demütigungen oder körperliche Gewalt erlebt“, erzählt Jonas Perras, Sozialpädagoge und HaLT-Projektkoordinator für den Landkreis Garmisch-Partenkirchen.
Ansprechpartner im richtigen Moment Als Projektpartner bietet die BG Unfallklinik Murnau Jugendlichen, die alkoholbedingt eingeliefert werden, ein Gespräch mit einer Fachkraft von HaLT an. Die Sozialpädagoginnen und -pädagogen haben eine spezielle Schulung der Bayerischen Akademie für Sucht- und Gesundheitsfragen (BAS) durchlaufen.
Warum direkt im Krankenhaus? Weil der Zeitpunkt entscheidend ist: In der Phase des „Teachable Moments“ – unmittelbar nach dem Vorfall – sind Jugendliche besonders offen für Hilfe. 65 % der Jugendlichen, die bereits am ersten Tag nach der Intoxikation ein Gespräch führten, nahmen weitere Angebote wahr. Am zweiten Tag waren es nur noch 28 %.
Bei minderjährigen Betroffenen werden auch die Eltern einbezogen. Um Brücken zu den Jugendlichen zu bauen und als Unterstützung für die Eltern. „Für die ist es meist ein Schock, wenn das eigene Kind mit Alkoholvergiftung ins Krankenhaus kommt“, so Jonas Perras.
Wenn der erste Kontakt Hinweise auf tieferliegende Probleme gibt, unterstützt HaLT auch langfristig – etwa durch den „Risikocheck“, ein vertiefendes Gesprächsangebot zur Einschätzung der Suchtgefährdung. Zum Projekt gehört auch ein proaktiver Teil, der Prävention und Aufklärung fördert.
Wir sind überzeugt: HaLT ist ein wirkungsvolles, menschlich wichtiges Projekt. Umso mehr freuen wir uns über die Zusammenarbeit.