Bergmannstrost erhält Millionenförderung für nachhaltige Unfallchirurgie

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10.07.2025 Forschung

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Das BG Klinikum Bergmannstrost Halle hat in enger Kooperation mit der Universitätsmedizin Halle eine millionenschwere EU-Förderung eingeworben. Für das auf drei Jahre angelegte Projekt „Nachhaltigkeit in der Medizin - Digitalisierung als Chance der Transformation (DigiMedTrans)“ stellen der Europäische Fond für nachhaltige Entwicklung und die Investitionsbank Sachsen-Anhalt 1,26 Millionen Euro bereit. Ziel des Projektes ist es, am Beispiel der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie nachhaltige Prozesse z.B. bei der Testung und Nutzung von Implantaten zu erarbeiten und als übertragbaren Lösungsansatz für andere medizinische Disziplinen und Fachbereiche über eine modular anpassbare Technologieplattform bereitzustellen.

Das Thema Nachhaltigkeit ist eine der zentralen Herausforderungen der Zukunft. Dies gilt auch für das Gesundheitssystem und hier speziell für Krankenhäuser, die als ressourcenintensive Großverbraucher gelten und hohe Mengen Abfall und CO2 produzieren. Nach Berechnungen der Weltgesundheitsorganisation WHO sorgt der Gesundheitssektor weltweit für rund 4,4 Prozent der CO2-Emissionen. Das ist mehr als der Flugverkehr oder die Schifffahrt. Trotzdem oder gerade deswegen bieten sich in der Medizin hervorragende Möglichkeiten, nachhaltige Prozesse zu etablieren.

Nachhaltige Prozesse im unfallchirurgischen OP
Hier setzt das DigiMedTrans-Projekt an: „Unser Ziel ist es, ökologische Nachhaltigkeit zunächst als Use-Case in der muskuloskelettalen Therapie zu schaffen. Die entwickelten Ansätze sollen in einem nächsten Schritt modular erweitert und auf andere Disziplinen transferiert werden. Themen wie Recycling von Wertstoffen, beispielsweise von explantierten Implantaten, bieten hier ein bislang wenig erforschtes Potential für eine nachhaltige Nutzung“, so Prof. Dr. Philipp Kobbe, Projektleiter sowie Chefarzt der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie im Bergmannstrost und der Universitätsklinik Halle.
Konkret geht es um die Sammlung, Aufbereitung und Wiederverwendung von Materialien aus Implantaten mit dem Ziel, wertvolle Rohstoffe zurückzugewinnen, diese in den Wertstoffkreislauf zurückzuführen und damit den Bedarf an neuen zu reduzieren. „Bislang werden sogenannte Explantate nicht recycelt, sondern verbleiben beim Patienten oder werden als Asservate in Kliniken aufbewahrt, alternativ im Klinikmüll entsorgt“, so Kobbe. „Doch weder kennen wir den genauen Umfang, noch gibt es Ansätze zum Beispiel für eine nachhaltige Prozessoptimierung und ein intelligentes Handling.“ Ähnliches gilt für das Thema Verpackungsmüll im unfallchirurgischen OP: „Implantate müssen hygienisch einwandfrei verpackt sein, oft doppelt und dreifach. Da entstehen riesige Mengen Abfall.“ Darum steht eine Datenerfassung ganz am Beginn des Projektes, abschließendes Ziel sind eine prozessuale Implementierung von Implantat-Recycling und ein nachhaltiges Abfall-Management. 

Digitalisierung von Prozessen für patienten-zentrierte Medizin
Ein zweites Teilprojekt von DigiMedTrans fokussiert sich auf die Analyse und Digitalisierung bestehender Arbeitsprozesse in der gesamten Behandlungskette im Umfeld der muskuloskelettalen Medizin. Hier steht die Nachhaltigkeit hinsichtlich personeller und zeitlicher Ressourcen im Fokus. „Wir analysieren die Prozesse im Therapieverlauf, um anschließend durch Digitalisierung und den Einsatz neuer Methoden wie beispielsweise Künstliche Intelligenz die Prozesse zu optimieren und zu verschlanken“, so Philipp Kobbe. Ein einfaches Beispiel ist die bislang noch zeitaufwändige Übermittlung radiologischer Daten für die präoperative Planung per 3-D-Druck. „Durch eine stärkere Digitalisierung und Verbesserung der Abläufe können wir Freiräume für Mitarbeitende schaffen und eine patienten-zentrierte Medizin stärken.“

Technologieplattform für digitalisierte Medizin 
Zentrales Ziel des DigiMedTrans-Projektes ist es, die für die muskuloskelettale Medizin entwickelten Innovationen im Bereich ökologischer, personeller und ökonomischer Nachhaltigkeit auf andere medizinische Disziplinen und Fachbereiche zu transferieren und als mögliche Optimierung bereitzustellen. Eine der zentralen Aufgaben des Projektes ist darum der Aufbau einer Technologieplattform für digitalisierte Medizin. „Wir verfolgen hier einen vollständig neuen Ansatz, der große Einsparungen materieller, infrastruktureller und zeitlicher Ressourcen ermöglicht und die Themen Nachhaltigkeit und patienten-zentrierte Medizin in den Fokus rückt.“

Die DigiMedTrans-Projektgruppe
Das Projekt wird geleitet von Prof. Dr. Philipp Kobbe, Ärztlicher Direktor des BG Klinikums Bergmannstrost Halle und Chefarzt der Unfall- und Wiederherstellungschirurgie im Bergmannstrost sowie im Universitätsklinikum Halle und Priv.-Doz. Dr. Dr. Jörg Eschweiler, Leiter des Innovationshub für muskuloskelettale Chirurgie Halle (IMCH). Die Entwicklung der Lösungs- und Analyseansätze erfolgt zentral im IMCH als verbindende Einrichtung zwischen Bergmannstrost und Universitätsmedizin Halle. Beteiligt sind die Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie aus dem Bergmannstrost und die Abteilung für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie der Universitätsklinik Halle. Eine Erweiterung und Integration anderer Kliniken und medizinischer Disziplinen wird im Laufe des Projektes erfolgen.

Die Förderung
Das auf drei Jahre angelegte Projekt wird vom Europäischen Fond für nachhaltige Entwicklung (EFRE) und der Investitionsbank Sachsen-Anhalt in Höhe von 1,26 Millionen Euro gefördert. Das Förderprogramm unterstützt Projekte u.a. zur Förderung von Energieeffizienz und Reduzierung von Treibhausgasemissionen, zur Nutzung der Vorteile der Digitalisierung für Bürger und Unternehmen sowie Projekte zu Entwicklung und Ausbau der Forschungs- und Innovationskapazitäten.